Erhaltet die Schule Berne! und: Was die Schule mit der Siedlung gemeinsam hat…

Auf der Podiumsdikussion am 3.2.16 kamen einerseits wieder die vielen guten Argumente zur Sprache, die selbstverständlich für den Erhalt des Schulstandortes Lienaustraße in der Siedlung Berne sprechen. Was man an dem Abend aber auch vor Augen geführt bekam, waren die taktischen Manöver, mit denen seit langem von oben gegen den Schulstandort gearbeitet wird – ohne dass dies aber offen als politische Absicht zugegeben und damit verantwortet wird.

Das fängt bei der Beeinflussung der Anmeldezahlen durch schlechte Außenwerbung, Desinformation und konkrete Ablehnung Anmeldewilliger an. (Das Ergebnis sind irgendwann tatsächlich sinkende Zahlen und damit scheinbare Sachzwänge).

Das betrifft die angeblichen Sanierungskosten für das Schulgebäude. Dabei fallen die geschätzten Kosten sehr unterschiedlich aus, offensichtlich gibt es kein verlässliches und allen zugängliches Fachguten.

Außerdem ist offensichtlich, dass in dem Schulstandort Jahre, wenn nicht Jahrzehnte die angemessene Instandhaltung unterlassen wurde. Die jetzt anfallenden Kosten sind also eine logische Konsequenz und liegen in der normalen, zumutbaren Verantwortung der Eigentümerin (sollte man meinen). Oder, mit den Worten einer Podiumsteilnehmerin: Entgegen der Darstellung der Schulbehörde ist die Schule Lienaustraße kein teurer Standort, sondern – im Gegenteil – ein überaus billiger. (Nur, dass die nun aufgelaufenen Kosten jetzt gegen die Schule verwendet werden, um sie abstoßen zu können.)

Und zuletzt: solange kein bindender Beschluss gefällt ist, ist formell immer noch „alles offen“. Damit lässt sich wunderbar Kritik fernhalten, Unzufriedene und Skeptiker mundtot machen, und Naive lassen sich täuschen, denn: formal mag der Beschluss noch nicht rechtskräftig sein, in der Praxis ist er so gut wie vollzogen.

Das gleiche Prinzip zeigt das Wortspiel um die Schulschließung, die es, so die Vertreterin der Schulbehörde an dem Abend, gar nicht gibt (!) – aber nicht etwa, weil man die Lienaustrasse doch nicht schließen will, sondern weil es sich dabei um eine Standortschließung handelt, und nicht um eine Schulschließung.

Wer ernsthaften, engagierten Eltern und Bürgern mit solchen rhetorischen Spitzfindigkeiten gegenübertritt, nimmt sie nicht ernst und hält die Kritik auf billige Weise von sich fern.

Ein Elternteil brachte es gegen Ende der Veranstaltung auf den Punkt:
An diesem Beispiel kann man lernen, wie man eine Schule dichtmacht.

Und was hat das mit der Siedlung Berne zu tun?

Es gehört nicht viel dazu, die Parallelen mit der Siedlung zu sehen:
Auch hier gibt es relativ alte Gebäude, in die sehr lange nicht viel investiert wurde, sodass Fachleute auf der Dreiecksfläche jetzt von Sanierungsstau sprechen. (Auch hier erscheinen manchen die jetzt veranschlagten Sanierungskosten als übermäßig hoch beziffert.) Diese über die Jahre angelaufenen Kosten geben nun das Argument für den Abriss her.

Auch hier gilt: die Siedlung ist keinesfalls teuer, wie immer noch viele denken, sondern seit geraumer Zeit überdurchschnittlich „billig“ für die Genossenschaft (und d.h. sogar überdurchschnittlich gewinnbringend).

Leerstände auf der Dreiecksfläche, Ungleichbehandlung und Verunsicherung führen zur sozialen Erosion. Der „Umbau“ ist so langfristig angelegt, dass die Aufmerksamkeit und Beachtung nachlässt, aber trotzdem seine Wirkung tut. Hauseigene „Negativschlagzeilen“ (von angeblicher Unzeitgemäßheit der Wohnform, fehlender Nachfrage, immensen Bauschäden etc. in der „Bei uns“) fördern ein negatives Image der Siedlung in der Gesamtgenossenschaft. Rückhalt schwindet.

Und die Kommunikation? Sie bedient sich der gleichen Werkzeuge wie im Fall Schule: formal gibt es keine „Pläne“, auch keine „Abrisspläne“ oder auch keine „Baupläne“ – also auch keine Angriffsfläche, seit 2011.

So gesehen ist alles offen. Formal vielleicht, in der Realität aber nicht.

Das aktuelle Votum des Vorstandes und des Aufsichtsrates für den Abriss der Häuser auf der Dreiecksfläche spricht für sich und wird seine Wirkung haben. Von Ergebnisoffenheit zu sprechen, ist lächerlich. (Wie die spitzfindige Unterscheidung in „Ideen“ und „Pläne“ – wie will man denn die Aussetzung der Vergaberichtlinien für die Dreiecksfläche 2013 bewerten: als Idee? Als Gedanke? Oder als Teil eines Planes?)

Wer einmal Erfahrungen mit diesen Argumenten und Strategien gemacht hat, erkennt sie schnell wieder und sieht, wie sich hier (und andernorts) die Bilder gleichen.
Irritierend ist allerdings, wenn Bürger und auch Verantwortliche in Genossenschaft und Politik sich kritisch und für den Erhalt der Schule einsetzen mit den gleichen Argumenten, die sie im Falle der Siedlung gegen den Erhalt verwenden.

So oder so:
Schule Berne und die Siedlung gehören zusammen und gehören beide erhalten –
Leidtragende sind sonst natürlich Kinder, die Familien, und der ganze Stadtteil.
Er verliert seine Mitte, seine Identität, und die Chance auf Bildung und Kultur vor Ort.

Wer will das?

 

Anne Dingkuhn

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