Tag des Denkmals: Führungen durch die Gartenstadt-Siedlung und Schule Lienaustraße am 10.9.2016

Mitglieder der Initiative Siedlung Berne veranstalten auch dieses Jahr Führungen durch die Gartenstadt. Im Fokus steht diesmal die denkmalgeschützte Schule Lienaustraße (Schumacher-Bau), die seit August 2016 geschlossen ist. Dazu und über die Siedlung Berne gibt es ausführliche Informationen.
Auch Kutschfahrten werden angeboten. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Führung durch die Siedlung, evtl. auch Besichtigung einzelner Häuser
und der Schule von innen, Kutschfahrten
Samstag 10.9.2016, 11 und 13 Uhr
Treffpunkt: Mellin, Kleine Wiese 20, 22159 Hamburg

Aus der Broschüre des Denkmalamtes:

Gartenstadt Siedlung Berne
Das 1919–29 errichtete Ensemble gilt als beispielhaft für genossenschaftliche
Gartenstadtsiedlungen. Harmonie, Proportionen und Raumgefühl – diesen
Werten waren die Architekten Prestinari und Ostermeyer verbunden und haben
ein einzigartiges Ensemble erschaffen, das noch heute den Bewohnern durch
fast vergessene bauphysikalische Besonderheiten (Zweischaligkeit des Mauerwerks,
Lüftung unter den Böden) einen hohen Wohnstandard bietet. Die 1929 von Fritz Schumacher am Berner Wald errichtete Schule ist seit August 2016 geschlossen.

Veranstalter: Initiative Siedlung Berne

 

Erhaltet die Schule Berne! und: Was die Schule mit der Siedlung gemeinsam hat…

Auf der Podiumsdikussion am 3.2.16 kamen einerseits wieder die vielen guten Argumente zur Sprache, die selbstverständlich für den Erhalt des Schulstandortes Lienaustraße in der Siedlung Berne sprechen. Was man an dem Abend aber auch vor Augen geführt bekam, waren die taktischen Manöver, mit denen seit langem von oben gegen den Schulstandort gearbeitet wird – ohne dass dies aber offen als politische Absicht zugegeben und damit verantwortet wird.

Das fängt bei der Beeinflussung der Anmeldezahlen durch schlechte Außenwerbung, Desinformation und konkrete Ablehnung Anmeldewilliger an. (Das Ergebnis sind irgendwann tatsächlich sinkende Zahlen und damit scheinbare Sachzwänge).

Das betrifft die angeblichen Sanierungskosten für das Schulgebäude. Dabei fallen die geschätzten Kosten sehr unterschiedlich aus, offensichtlich gibt es kein verlässliches und allen zugängliches Fachguten.

Außerdem ist offensichtlich, dass in dem Schulstandort Jahre, wenn nicht Jahrzehnte die angemessene Instandhaltung unterlassen wurde. Die jetzt anfallenden Kosten sind also eine logische Konsequenz und liegen in der normalen, zumutbaren Verantwortung der Eigentümerin (sollte man meinen). Oder, mit den Worten einer Podiumsteilnehmerin: Entgegen der Darstellung der Schulbehörde ist die Schule Lienaustraße kein teurer Standort, sondern – im Gegenteil – ein überaus billiger. (Nur, dass die nun aufgelaufenen Kosten jetzt gegen die Schule verwendet werden, um sie abstoßen zu können.)

Und zuletzt: solange kein bindender Beschluss gefällt ist, ist formell immer noch „alles offen“. Damit lässt sich wunderbar Kritik fernhalten, Unzufriedene und Skeptiker mundtot machen, und Naive lassen sich täuschen, denn: formal mag der Beschluss noch nicht rechtskräftig sein, in der Praxis ist er so gut wie vollzogen.

Das gleiche Prinzip zeigt das Wortspiel um die Schulschließung, die es, so die Vertreterin der Schulbehörde an dem Abend, gar nicht gibt (!) – aber nicht etwa, weil man die Lienaustrasse doch nicht schließen will, sondern weil es sich dabei um eine Standortschließung handelt, und nicht um eine Schulschließung.

Wer ernsthaften, engagierten Eltern und Bürgern mit solchen rhetorischen Spitzfindigkeiten gegenübertritt, nimmt sie nicht ernst und hält die Kritik auf billige Weise von sich fern.

Ein Elternteil brachte es gegen Ende der Veranstaltung auf den Punkt:
An diesem Beispiel kann man lernen, wie man eine Schule dichtmacht.

Und was hat das mit der Siedlung Berne zu tun?

Es gehört nicht viel dazu, die Parallelen mit der Siedlung zu sehen:
Auch hier gibt es relativ alte Gebäude, in die sehr lange nicht viel investiert wurde, sodass Fachleute auf der Dreiecksfläche jetzt von Sanierungsstau sprechen. (Auch hier erscheinen manchen die jetzt veranschlagten Sanierungskosten als übermäßig hoch beziffert.) Diese über die Jahre angelaufenen Kosten geben nun das Argument für den Abriss her.

Auch hier gilt: die Siedlung ist keinesfalls teuer, wie immer noch viele denken, sondern seit geraumer Zeit überdurchschnittlich „billig“ für die Genossenschaft (und d.h. sogar überdurchschnittlich gewinnbringend).

Leerstände auf der Dreiecksfläche, Ungleichbehandlung und Verunsicherung führen zur sozialen Erosion. Der „Umbau“ ist so langfristig angelegt, dass die Aufmerksamkeit und Beachtung nachlässt, aber trotzdem seine Wirkung tut. Hauseigene „Negativschlagzeilen“ (von angeblicher Unzeitgemäßheit der Wohnform, fehlender Nachfrage, immensen Bauschäden etc. in der „Bei uns“) fördern ein negatives Image der Siedlung in der Gesamtgenossenschaft. Rückhalt schwindet.

Und die Kommunikation? Sie bedient sich der gleichen Werkzeuge wie im Fall Schule: formal gibt es keine „Pläne“, auch keine „Abrisspläne“ oder auch keine „Baupläne“ – also auch keine Angriffsfläche, seit 2011.

So gesehen ist alles offen. Formal vielleicht, in der Realität aber nicht.

Das aktuelle Votum des Vorstandes und des Aufsichtsrates für den Abriss der Häuser auf der Dreiecksfläche spricht für sich und wird seine Wirkung haben. Von Ergebnisoffenheit zu sprechen, ist lächerlich. (Wie die spitzfindige Unterscheidung in „Ideen“ und „Pläne“ – wie will man denn die Aussetzung der Vergaberichtlinien für die Dreiecksfläche 2013 bewerten: als Idee? Als Gedanke? Oder als Teil eines Planes?)

Wer einmal Erfahrungen mit diesen Argumenten und Strategien gemacht hat, erkennt sie schnell wieder und sieht, wie sich hier (und andernorts) die Bilder gleichen.
Irritierend ist allerdings, wenn Bürger und auch Verantwortliche in Genossenschaft und Politik sich kritisch und für den Erhalt der Schule einsetzen mit den gleichen Argumenten, die sie im Falle der Siedlung gegen den Erhalt verwenden.

So oder so:
Schule Berne und die Siedlung gehören zusammen und gehören beide erhalten –
Leidtragende sind sonst natürlich Kinder, die Familien, und der ganze Stadtteil.
Er verliert seine Mitte, seine Identität, und die Chance auf Bildung und Kultur vor Ort.

Wer will das?

 

Anne Dingkuhn

Parteien und Staat haben den Bürger zum KUNDEN mutiert

Ein Gastbeitrag von Siegfried Stockhecke aus Anlass der geplanten Schließung der Schule Berne

Klartext bitte!

Es ist nicht geklärt, worauf der steuerzahlende und auch der nicht steuerzahlende Bürger in den 104 Hamburger Stadtteilen noch einen kostenfreien, im Sinne Gemeinwohl, Anspruch hat. Die notwendige Verpflichtung einen gepflegten öffentlichen Raum mit entsprechenden sozialen Einrichtungen bereit zu stellen, hier z.B. eine lokale Schule, die für lokale Identität sorgt, ist für den Bürger unabdingbar. Vieles andere ist schon weg und auf dem Weg in  die Veräußerung und Privatisierung.
Die Frage ist doch, was für ein Gemeinwesen konzeptionell  noch dem Bürger bereitgestellt  werden soll. Die Christianisierung des öffentlichen Raums, Jugendzentrum Volksdorf, ist eine dieser Merkwürdigkeiten.
Es wäre zu klären welches grundsätzliches Verhältnis zur Eigentumsfrage des öffentlichen Raums SPD um GRÜNE überhaupt noch haben.
Unser aller Helmut Schmidt hat sich  nach dem GODESBERGER PROGRAMM entschieden gegen eine Privatisierung des öffentlichen Raums ausgesprochen.

Lang ist es her!

SiSto

Für den Erhalt der Schule Berne in der Gartenstadt-Siedlung!

Initiative Siedlung Berne zur Schule Lienaustraße:

Historisch gesehen ist die Schule ein Teil des denkmalgeschützten Ensembles der Gartenstadt-Siedlung. Gebaut wurde sie zwar von der Stadt Hamburg, aber auf Betreiben der Genossenschaft Gartenstadt Hamburg. Die Schule entstand damals als Tauschgeschäft: den Berner Wald und das Grundstück, auf dem sie heute steht gegen den Bau einer Schule. Seit 1929 ist die Schule Berne ein sozial wichtiger Teil der Siedlung. Hier lernten Generationen von Siedlungsbewohnern und viele Kinder aus der Nachbarschaft das Lesen und Schreiben. Hier traf man sich nachmittags zum Sport oder einfach zum Spielen auf dem Schulhof. Der Wald gleich nebenan und die Berner Au bieten vielfache Möglichkeiten, Flora und Fauna an Ort und Stelle zu erkunden. Die Schule mit der Busanbindung bietet gute und sichere Erreichbarkeit für Schüler – die meisten sind damals gemeinsam in kleinen Gruppen zu „ihrer“ Schule gegangen. Der Schulweg war und ist sicher.

Der Schulbau selbst steht unter Denkmalschutz und hat eine sehr lebendige Geschichte. Angefangen von den Möglichkeiten zum Duschen für die ersten Siedler im Keller über die Nutzung als Lazarett im 2.Weltkrieg. Es ist ein sicherlich vergleichsweise kleiner und bescheidener Schulbau von Fritz Schumacher – aber gerade diese Bescheidenheit, die sich so gut in die Siedlung einfügt, macht den Charme dieses Gebäudes aus. Und für jeden Erstklässler ist die Schule groß, aber nicht unübersichtlich.

Und gerade jetzt, wo viele junge Familien mit kleinen Kindern in die Siedlung ziehen, will man dieses Herzstück stilllegen. Die Anmeldezahlen werden – wie schon für das Schuljahr 2015/16 – weiter steigen. Und nun sollen die Schulkinder weitere und nicht so sichere Wege bewältigen um zur Schule zu gehen. Viele Eltern werden ihre Schulkinder in den ersten Klassen mit dem Auto zum Hasenweg oder zur Schule Karlshöhe fahren. Damit geht den Kindern eine weitere Chance zum Erlernen der Selbständigkeit verloren. Wie schön war es doch, auf dem Weg nach Hause ein wenig mit den Schulfreunden zu bummeln, ein wenig durch den Wald zu streunen, sich ein bisschen abzureagieren und so entspannt zu Hause anzukommen.

Deshalb sollten die Bedürfnisse der Kinder hier an erster Stelle stehen. Kinder brauchen – gerade in den ersten Schuljahren – eine Schule, die sie fußläufig erreichen können. Denn dann wohnen auch die Schulkameraden nicht weit weg. Freundschaften könne so auch in jungen Jahren schon ohne den „Taxi-Dienst“ der Eltern problemlos gepflegt werden. Eine Grundschule in einem anderen Stadtteil kann das nicht bieten.

Aus all diesen Gründen ist die Initiative Siedlung Berne für den Erhalt der Schule Berne.

schule-berneWeitere Infos:
www.schule-berne.de

https://www.facebook.com/SchuleBernemussbleiben