Fragen ohne Antwort

Am 4.9.2012 haben wir dem Vorstand den nachfolgenden Brief gesandt mit der Bitte um schriftliche Beantwortung.


Hamburg, den 2.9.2012
An den Vorstand der Gartenstadt Hamburg

Sehr geehrter Herr Witt, sehr geehrter Vorstand,

zunächst möchten wir uns für das Vorgespräch in kleiner Runde am 21.8.2012 bedanken, wir hatten den Eindruck, dass es ein gutes und sinnvolles Treffen war, und hoffen, dass Sie das als Vorstand auch so wahrgenommen haben.
Wir freuen uns über Ihr Angebot, an zukünftigen Informationsveranstaltungen mitwirken zu dürfen.
Gerne greifen wir das Angebot auf, zeitnah und direkt mit Fragen und Anliegen an Sie heranzutreten. Wir haben folgendes Anliegen:

1. Für die Mitgliederfragestunde am 30.5. sind Fragen schriftlich eingereicht und von Ihnen mündlich, aber auch per Powerpoint schriftlich beantwortet worden. Wir würden diese Fragen und Antworten gern in schriftlicher Form haben.
Wir hätten gern folgende Fragen beantwortet:

2. Gibt es genehmigte Geschäfte nach § 37 der Satzung?

3. Ist im Nutzugsentgelt ein Anteil für Erhaltungsmaßnahmen an den Objekten enthalten, und ggf. wie groß ist dieser?

4. Welche durchschnittlichen Aufwendungen sind seit 1995 pro Einheit und Jahr für konkrete Erhaltungsmaßnahmen an Objekten im Bereich Berner Siedlung erfolgt?

5. Wie hoch waren sie speziell im Objekt Berner Heerweg 476 und Moschlauer Kamp 2 oder 4?

Anlässlich unseres Gespräches ergeben sich uns noch folgende Fragen:

6. Sie haben gesagt, der Denkmalstatus schützt nicht vor Abriss bei unwirtschaftlichem Sanierungsbedarf. Gleichzeitig haben Sie gesagt, dass Denkmalschutz ein Problem ist, weil ein Abriss bei Unwirtschaftlichkeit möglich sein muss. Bitte erklären Sie uns diesen Widerspruch und begründen Sie ihre Ablehnung des Denkmalschutzes genauer.

7. Wann und wo sind die Mitglieder informiert worden, und wann und wie sind die Mitglieder miteinbezogen in die Entscheidung der Genossenschaft, die Unterschutzstellung der gesamten Siedlung massiv zu verhindern? (Protokolle von Infoveranstaltungen, Vertreterversammlungen u.ä.)

8. Herr Klostermann hat gesagt, dass die Siedlung bei weitem nicht so profitabel war und ist, wie allgemein angenommen wird. Sehr viel Kapital sei aus anderen Quartieren in die Instandhaltung der Siedlung geflossen, z.B. für Sielbau und Dachdeckung. Wir bitten um Darlegung dieser Berechnung.
Dazu gehört auch die Frage:
Welche Summe hat die Siedlung seit 1995 an Überschüssen eingebracht?
Wieviel Überschuss hat die Siedlung pro Jahr erwirtschaftet?

9. Im Gespräch bestand Einigkeit darüber, dass ein Abrisshaus wie beim BH 474/476 kein Einzelfall bleiben wird. Die Genossenschaft rechnet mit weiteren abgängigen Häusern (in nicht definiertem Zeitrahmen). Es geht hier also nicht um eine Ausnahme, sondern um eine aktive Entscheidung betreffend die Siedlung. Wann werden Sie das in der Offenheit auch allen Mitgliedern kommunizieren?

10. Und zuletzt: unsere Frage nach der weiteren Planung betreffend Abrisshaus, und die Frage nach dem Umgang mit dem Diskussionsbedarf in der Siedlung, wurde von Ihnen etwas unklar im Raum gelassen. Könnten Sie das bitte präzisieren?

Wir bedanken uns sehr herzlich für die Mühe.
Wegen einer Verabredung zur Einsicht vor Ort (z.B. Versammlungsmitschnitt, Besichtigung BH 474/476) melden wir uns in Kürze.

Mit freundlichen Grüßen,
Anne Dingkuhn, Jens Reichenbach, Andreas Wilde
für die Initiative Siedlung Berne


Wir haben erwartet, dass der Vorstand den Bedarf an Information und Kommunikation erkannt hat.
Die Reaktion auf unsere Fragen ist enttäuschend.
Zwar ist der Vorstand der Bitte um Veröffentlichung der Powerpoint-Präsentation zur Fragestunde 2012 nachgekommen, und hat eine Aufstellung der Instandhaltungskosten in Euro/qm für die Siedlung zugesendet.

In Bezug auf die anderen Fragen hat der Vorstand am 2.10.2012 geschrieben, dass er seine Antwort beschränke auf die allgemein zugänglichen und veröffentlichten Informationen der Genossenschaft – also auf die Zurverfügungstellung der Geschäftsberichte.
Er begründet die Ablehnung der Beantwortung unserer Fragen u.a. mit ihrer „Vergangenheitsbezogenheit“, und mit Paragraph 37 der Satzung, der besagt, dass nicht individuell Auskunft gegeben werden muss. Das heißt, der Vorstand dürfte Auskunft geben, will aber nicht.
Die Antwort zeigt, dass der Vorstand allein darüber entscheiden möchte, welche Fragen wichtig sind, und dokumentiert, dass er nicht bereit ist, schriftlich belegbare Auskünfte zu erteilen, die über den Geschäftsbericht hinausgehen.
So kann kein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden – und schon gar kein verlässlicher, zukunftsbezogener Dialog.

Initiative Siedlung Berne

2 Gedanken zu “Fragen ohne Antwort

  1. ….die antwort von herrn witt ist bezeichnend für seine einstellung der siedlung gegenüber. es stellt sich daher schon seit langem die frage, ob der vorstand überhaupt noch willens und in der lage ist die interessen der genossen und die der siedlung ordnungsgemäß zu verteten. ich………und viele andere mitglieder der genossenschaft hegen erhebliche zweifel an seinem vorgehen. wie heisst es so schön, „der fisch fängt am kopf zuerst an zu stinken“. also sollte und muss sich da etwas ändern. das muss aber schnell geschehen, bevor es zu spät ist.

    mit freundlichem gruß
    richard grießel

  2. generell muß ich der aussage der initiative zustimmen, dass kein vertrauenswürdiger dialog aufgebaut wird und ich begrüße die gründung dieser interssengemeinschaft aufs vollste.
    ich muß einfach mal generelle gedanken weitergeben, bei denen ich aus gesprächen mit anderen auch weiß, dass sie meine meinung teilen.
    ich bin der meinung, dass es jeder cm² dieser siedlung wert ist, so erhalten zu werden, wie es in den anfängen geplant war. ggf. auch mit sanierung und wiederaufbau. jegliche interessen gegenüber expansion sollten hinten angestellt werden, weil hier eine beispielhaftes wohnkonzept entstanden ist.
    was aber hinten über gefallen ist, ist der genossenschaftliche gedanke. ich verstehe eine genossenschaft nicht nur als eine wirtschaftlich- ökonomische gemeinschaft, sondern auch kulturell und sozial bindendes konstrukt in dem ich ein teil des ganzen bin. bei der informationspolitik der gartenstadt fühle ich mich nicht so. man hört von hier und da etwas was angeblich geplant ist, was gemacht werden soll, was erfüllt werden muß usw.
    das ist mir persönlich zu wenig. sicher, ich kann mir vorwerfen, dass ich mich auch hätte selbst informieren können (geschäftsberichte, vertreterversammlungen, usw.), aber wenn man fest in den alltag integriert ist, dann hat man dafür ofmals einfach nicht den kopf. und irgendwie fühle ich mich dort auch nicht als „nachbar“. ich wünschte mir, dass sich hier ein reges forum aufbaut, welches einfach nur informiert, in dem sich die mitglieder austauschen. ich als genosse habe dann selbst die verantwortung, was ich mit diesen informationen und meinungen anfange und daraus mache, wie ich sie werte. vielleicht sollten sich auch hier die gewählten vertreter rege austauschen. denn was mir fehlt ist die beziehung zu den vertretern, die MICH ja vertreten sollen! 🙂
    im artikel im abendblatt vom 06.07.2012 sagt herr witt: „Unsere Vertreter sind das Parlament. Sie werden in die Entscheidungen eingebunden und fühlen sich gut informiert.“ das ist ja gut und schön, aber sein wir doch mal ehrlich. bei einer wahlbeteiligung von 31 %, kann ich nicht sagen, dass für mich die richtigen oder verkehrten vertreter dabei sind. in 2011 ging eine liste herum, wer gewählt werden kann. ich gehe davon aus, dass viele mitglieder bekannte namen lesen, denken ‚ach guck, der sagt mir was, wohnt vielleicht in meiner straße, den wähle ich mal‘. aber ich habe von keinem der vertreter mal ein statement gehört, wie er denkt und tickt. das fehlt mir massiv! in meinen augen auch ein absolutes „no go“ und fehlende transparenz, fehlende informationspolitik. denn vor einer politischen wahl informiere ich mich auch, wo mich mein wunschkanidat ggf. hinführt.
    generell würde ich ein echtes forum für den austausch wirklich begrüssen in dem nachbarn sich mit nachbarn, vertreter sich mit mitgliedern auseinandersetzen. tips geben usw., denn manchmal habe ich auch das gefühl, dass die previlegien etwas ungerecht verteilt sind.
    eine dadurch entstehende transparenz, erfahrungen, meinungen, wünsche und vorstellungen können von allen seiten dann auch ggf. genutzt werden. sowohl für die gartenstadt, als auch für die mitglieder und/oder vertreter.
    ich danke den gründern der initiative für die möglichkeit die hier mit dieser plattform geschaffen wurde, weil ich es wirklich wichtig finde und hoffe, dass sich viele mitglieder beteiligen. egal ob mit polemik oder nicht. ein bißchen gesunde polemik kann manchmal nicht verkehrt sein!
    susanne heesch

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