Offener Brief an Herrn Oberdick von Anne Dingkuhn

Hamburg, 17.10.13

Lieber Herr Oberdick,

Sie hatten sich an alle Vertreter gewandt mit Ihrem Brief vom 18. 9., wir haben uns darüber bereits ausgetauscht. Nun hatte ich einen Brief in der Post, den Vorstand und Aufsichtsrat an Sie geschrieben und zeitgleich an alle Vertreter verschickt haben. Dazu möchte ich mich als betroffene Vertreterin äußern.

1. Ich bedaure sehr, dass Sie auf Ihre dringende Bitte um Interesse und Austausch auf Vertreterebene so erschreckend wenig Antworten erhalten haben.

Ich selbst habe auch mehrfach erlebt, dass Vertreter anderer Quartiere meinten, nicht für die Belange der Siedlung zuständig zu sein, oder gar sich nicht einmischen zu dürfen – dabei  sind wir Vertreter alle gleichberechtigt in der Abstimmung und damit in der gleichen Verantwortung. Es mag an der Größe der Genossenschaft liegen oder an den sehr unterschiedlichen Wohnformen, jedenfalls läuft hier offensichtlich etwas nicht richtig: wir sollten deshalb gemeinsam klären, ob wir wichtige Vorgänge innerhalb eines Quartiers lieber intern klären (z. B. Teilmitgliederversammlung), oder – dann mit allem dazugehörigen Aufwand – auf der Ebene der Gesamtvertreterschaft.

2. Ich bin der Meinung, dass der Ton, in dem der Brief gehalten ist und Sie z. T. persönlich herabsetzt, als Stellungnahme der Gremien nicht angebracht ist – unabhängig davon, wie man persönlich ihre Äußerungen bewertet.

3.  Die Darstellung der Ereignisse, wie der Vorstand sie in seinem Brief an Sie schildert, entspricht in großen Teilen nicht dem, was ich erlebt habe, denn:

  • im Schreiben des Vorstandes wird der Eindruck vermittelt, die Genossenschaft wäre an der jetzigen Fassung des Denkmalschutzvertrages nicht aktiv beteiligt gewesen – umgekehrt wird auch ein Schuh daraus: Wer den öffentlich-rechtlichen Vertrag genau liest und Hintergründe kennt, weiß, dass die Genossenschaft über Jahre mit politischem Druck und der Androhung juristischer Schritte letztlich diesen „Kompromiss“ herbeigeführt hat.
  • das Denkmalamt hatte schon 2010 zugesichert, dass durch den Denkmalschutz keine wirtschaftliche Gefährdung für die Genossenschaft entsteht.
  • die Begründung, mit der der Vorstand die Herausnahme der Dreiecksfläche vom Denkmalschutz erwirken konnte, ist vielsagend: „Die Genossenschaft hat glaubhaft dargelegt, dass die Zumutbarkeit der Instandsetzung und Erhaltung der dort vorhandenen Gebäude auch in der Gesamtbetrachtung mit den vorhandenen Grundstücksgrößen nicht gegeben ist.“  – und das, ohne dass Gutachten über den Sanierungsbedarf auf der Dreiecksfläche vorhanden waren.
    Während die Verhandlungen dazu mit dem Denkmalamt in vollem Gange waren, wurde uns besorgten Mitgliedern immer noch „glaubhaft versichert“, es gäbe nichts Neues zum Thema Abrisshaus, Leerstände und Zukunft der Dreiecksfläche. Solch taktisches Verhalten und Nichtachtung der ernstgemeinten Fragen hat nicht nur mein Vertrauen zu den Gremien der Genossenschaft zutiefst erschüttert.
  • Gleiches gilt für die erwähnte Teilhabe und Miteinbeziehung der Mitglieder. Am Beispiel der Regelung zur Dreiecksfläche heißt das: was im Schreiben an Sie und die Vertreter vom 8.10. als „Idee“ und nur „angedachte Regelung“ kommuniziert wird, ist tatsächlich aber schon Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat.

Auch wenn ich inhaltlich sicher nicht mit allem übereinstimme, was Sie vorschlagen, kann Ich Ihre Enttäuschung und Verärgerung also gut verstehen. Der Umgang mit uns Mitgliedern sollte respektvoll, der Informationsfluss sollte gewährleistet, und die Bereitschaft, Anregungen und kritische Fragen anzunehmen, vorhanden sein – dann wäre so eine Fehlentscheidung wie die für flächendeckende Kernbohrungen gar nicht erst passiert.

Mit freundlichen Grüßen,  Anne Dingkuhn

3 Gedanken zu “Offener Brief an Herrn Oberdick von Anne Dingkuhn

    • Hallo, wir haben nachgefragt, Aufsichtsrat/Vorstand sind mit einer Veröffentlichung nicht einverstanden.
      Viele Grüße
      Redaktion Initiative Siedlung Berne

      • … an der Weigerung von Vorstand und AR, einer Veröffentlichung zuzustimmen, lässt sich doch erkennen, welch ein schlechtes Gewissen die Gremien anscheinend haben!!
        So langsam sollten auch bei den Vertreter/innen die Warnlampen blinken…

        Weiter so, Initiative!!!

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