Waldameisen e.V. würde Berner Heerweg 476 anmieten und auf eigene Kosten sanieren

Gespräch mit Joachim Sörensen am 29.10.2012

Joachim Sörensen ist Mitbegründer und Vorstand der „Waldameisen e.V.“ (Verein für ökologische Bildung und Naturkindergärten). Der Naturkindergarten Berne  existiert seit 1997, zum Verein gehört auch der in der Schule Lienaustraße ansässige Hort. Herr Sörensen wohnt in der Siedlung seit 1990, seine Großmutter bezog das Siedlungshaus 1929.

Ini: Wie haben Sie davon erfahren, dass eine Haushälfte im Berner Heerweg leersteht und es für das Haus Abrisspläne gibt?
Sör.: Ich kann mich nicht genau erinnern; ich glaube, ich habe über die Aktivitäten der Initiative davon erfahren.
Ini:
Wann war das?
Sör.:
Das muss vor der Vertreterversammlung im Mai gewesen sein.
Ini:
Mit welchem Anliegen haben Sie sich dann an den Vorstand gewendet?
Sör.: Ich habe mitgeteilt, dass der Verein „Waldameisen“ interessiert daran wäre, die Haushälfte oder auch das ganze Haus zu mieten und auf eigene Kosten zu sanieren. Der Verein sucht Räumlichkeiten für eine Kinderkrippe, also für 12 Kinder im Alter bis zu 3 Jahren. Gelder wären dafür vorhanden, gegen eine Sicherheit von z.B. einem 10 Jahres- Mietvertrag könnte sich der Verein diese Investition vorstellen, er hält den Standort für geeignet
Ini.: Wie wurde auf den Vorschlag reagiert?
Sör.: Der Vorstand hat uns mitgeteilt, dass erst die Entscheidung der Vertreterversammlung im Mai abgewartet werden sollte. Auch liege das Gutachten der HCU noch nicht vor. Deshalb habe die Diskussion unseres Vorschlages bei Vorstand und Aufsichtsrat noch zu keiner Meinungsbildung geführt. Das war wohl Mitte Juni, es wurde dann ein Treffen vereinbart für nach den Sommerferien.
Ini:
Wie verlief dann das Treffen im August?
Sör.: Es wurde uns schnell deutlich gemacht, dass unser Vorschlag abgelehnt werden müsse.
Ini.:
Mit welcher Begründung?
Sör.: Das Hauptargument war, dass man uns dieses Haus nicht zumuten wolle. Es wäre ganz klar, dass wir damit nicht zufrieden sein würden, und die Genossenschaft wolle aber zufriedene Mieter. Ein weiteres Argument war die Quadratmeterzahl: die Haushälfte böte eine zu geringe ebenerdige Wohnfläche als Betreuungsfläche. Dem haben wir entgegengehalten, dass wir auch bereit wären, einen entsprechenden Anbau zu finanzieren.
Ini.:
Wie ging das Gespräch weiter?
Sör.: Der Vorstand hat gefragt, welchen Bedarf wir haben und ob wir uns auch eine mobile Lösung vorstellen könnten, z.B. auf einem Grundstück im Besitz der Genossenschaft. Eine konkrete, auch zeitliche Perpektive konnte uns nicht gegeben werden.
Übrigens finden wir auch ein anderes Modell in Bezug auf das Haus Berner Heerweg 474/476 sehr interessant – in dem z.B. die eine Haushälfte die Krippe beherbergt, die andere Haushälfte – z.B. in Kooperation mit dem Museum der Arbeit – zu einem Museum oder einem Geschichts- und Dokumentationszentrum wird, zum Thema Gartenstadtbewegung, Siedlungsgeschichte o.a.
Ini
.: Danke für das Gespräch!

 

Pressemitteilung der Kulturbehörde: „Hamburger Denkmäler werden besser geschützt“

Pressestelle der Kulturbehörde, 30.10.2012

Neues Gesetz „Ipsa Lege“ vereinheitlicht Denkmalschutz
Hamburger Denkmäler werden besser geschützt

Hamburg erhält ein neues Denkmalgesetz, das sogenannte Ipsa-Lege-System. Es schützt ab sofort unbürokratisch „durch das Gesetz selbst“ alle Gebäude und Ensembles, die entsprechend den gesetzlichen Kriterien als Denkmäler erkannt sind. Die Denkmäler werden durch Ipsa Lege in einer nachrichtlichen Denkmalliste geführt und nicht wie bisher in geschützte und „erkannte“ unterteilt. Das Gesetz bringt keine wesentlichen Veränderungen im Umgang mit dem einzelnen Denkmal, schafft aber eine größere Rechtssicherheit für alle Beteiligten und stellt alle Denkmaleigentümer gleich z. B. hinsichtlich ihrer steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten. Die Vorteile dieses Schutzsystems haben die meisten Bundesländer erkannt. Es ist daher bereits in zwölf Bundesländern Standard.

Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler: „Ziel von Ipsa Lege ist es, für Hamburg als wachsende Metropole ein modernes Denkmalschutzrecht zu schaffen, das den schützenswerten Bestand an historischen Gebäuden und Ensembles sichert und zugleich klare und transparente Regelungen für private Eigentümer und für Investoren schafft. Für die historische Baukultur dieser Stadt ist die Gesetzesnovelle ein großer Schritt nach vorne.“

Es gibt aktuell ca. 4.900 „erkannte Denkmäler“ in Hamburg. Dies sind sowohl ganze Ensembles als auch Einzelobjekte, insgesamt ca. 18.000 Hausnummern. Von diesen 4.900 „erkannten Denkmälern“ sind bis heute 1.900 Objekte in die Denkmalliste eingetragen und dadurch geschützt. Durch Ipsa Lege werden auch „alle erkannten Denkmäler“ automatisch unter Schutz gestellt.

Die Denkmalfeststellung erfolgt unabhängig von privaten bzw. wirtschaftlichen oder anderen öffentlichen Belangen durch die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Denkmalschutzamtes. Für die Eigentümer entstehen keine Nachteile, denn auch als Eigentümer eines nur „erkannten“ Denkmals waren geplante Baumaßnahmen anzeigepflichtig. Die Interessen der Eigentümer bzw. Verfügungsberechtigten oder andere öffentliche Belange werden im Rahmen von Genehmigungs- und Bebauungsplanverfahren in die Entscheidungen einbezogen und abgewogen.

Stefan Nowicki,

Pressestelle der Kulturbehörde

Hier geht es zur Pressemitteilung auf hamburg.de/kulturbehoerde.

Bewohner der „Insel“ wenden sich an ihre Vertreter – offener Brief vom 23.10.12

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung.

Offener Brief an die gewählten Vertreter der Gartenstadt Hamburg

Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,
wir sind besorgte Bewohner des Siedlungsabschnittes Meiendorfer Stieg / Berner Heerweg, welchen wir nachfolgend als Insel bezeichnen.
Wir wenden uns an Sie als unsere gewählten Vertreter. Wir trafen uns zwanglos am 21.10. im Garten. Zirka die Hälfte der Bewohner der Insel war anwesend.
Die Initiative für den Erhalt der Siedlung hat sich vorgestellt. Frau Dingkuhn ist ja auch Vertreterin aus dem Bezirk 1 und ist bis jetzt die einzige Vertreterin aus Ihrem Kreis, welche sich eindeutig für uns wahrnehmbar positioniert hat.

Fakt ist, dass die Haushälfte Berner Heerweg 476 seit ca. 3,5 Jahren leer steht. Das Haus Meiendorfer Stieg 19 steht seit ca. 1,5 Jahren leer. Das sind zusammen 5 Jahre, bei einer Miete von ca. 300,– Euro ist das ein Einnahmeverlust von18.000,– Euro: Dazu kommen diverse Leerstände, z.B. Meiendorfer Stieg Nr. 9 seit ca. 4 Monaten, Berner Heerweg Nr. 488 seit ca. 8 Monaten. Das summiert sich auch schon auf 12 Monate, Mieteinnahmeverlust weitere  3.600,– Euro.
Häuser auf der Insel werden, wenn überhaupt, sehr schleppend vergeben. Berner Heerweg 486 ist jetzt von einem Enkel über das Erbe vergeben worden. Die Vergabe ist nicht reibungslos über die Bühne gegangen. Bis jetzt war es ja immer so, dass wenn man ein Gartenstadthaus bekommen hat, man sich in Sicherheit für den Rest seines Lebens fühlen konnte. Dieses Selbstverständnis ist auf der Insel leider auf der Strecke geblieben. Meiendorfer Stieg 17, 18 und 19 ist ein Haus mit drei Einheiten. Nr. 19 ist, wie gesagt, seit 1,5 Jahren nicht bewohnt. Nr. 18 wird von einer älteren Dame bewohnt, welche seit ca. 12 Monaten im Altenheim lebt. Die Miete wird allerdings bezahlt, deshalb gilt das Haus als vermietet. Die Bewohner Nr. 17 sind stark verunsichert, wie es nun weitergehen soll. Vom Gefühl her leben sie in einem Geisterhaus. Auf Nachfrage bei der Gartenstadt heißt es, dass sich nichts ändert und dass man sich nicht sorgen soll. Wenn dem so ist, hätten wir diese Aussage gern schriftlich und wir fragen uns, warum denn Nr. 19 seit 1,5 Jahren leer steht. Es ist ja wohl jedem klar, dass ein leerstehendes Haus schneller verfällt. Es versteht sich von selber, dass dann die daran hängenden Einheiten in Mitleidenschaft gezogen werden. Auf Nachfrage bei der Gartenstadt heißt es, dass Nr. 19 nicht im Angebot ist.  Bitte stellen Sie sich vor, Sie wohnen Meiendorfer Stieg Nr. 17. Wäre das nicht schrecklich?

Für uns (Birgit Büttner – Oberdick / Klaus Oberdick) war immer klar, dass wir unser Haus an unsere Kinder übergeben. Unsere Kinder haben uns mitgeteilt, dass sie sich es dreimal überlegen das Haus zu übernehmen, wenn nicht klar ist, wie lange man dort noch wohnen kann. Manchmal kommt es uns so vor, dass es ein stillschweigendes Einverständnis gibt, die Insel aufzugeben, dann könnte ja der Rest der Siedlung die nächsten 25 Jahre weiter den Dornröschenschlaf schlafen. Fakt ist, dass wir einen Leerstand von ca. 10 % haben. Wann spricht man mit uns? Bei 20 %, oder fällt die Hemmschwelle doch erst bei 30 %?
Was fehlt ist eine eindeutige Positionierung des Vorstandes bzgl. der Insel. Man kann ja über alles reden. Aber einfach Häuser leer stehen zu lassen ist sicherlich der falsche Weg.
In einem längeren Gespräch hat Herr Witt mir (Klaus Oberdick) mitgeteilt, dass es vom vorhandenen Geld her kein Problem ist, Berner Herweg 476 auf einen vermietbaren Stand zu bringen. Man will dieses aber nicht, weil das dem kaufmännischem Unsinn gleichkommt. Allerdings fehlen seit 3,5 Jahren klare Ansagen bzgl. der Zukunft und man laviert sich so über die die Zeit. Wir wollen in keiner Geistersiedlung leben.

Liebe Vertreterin, lieber Vertreter,
wir fordern Sie auf sich in dieser Angelegenheit einzubringen.
Wir fordern Sie auf, auf den Vorstand und den Aufsichtsrat einzuwirken, sich in dieser Angelegenheit zu positionieren und überzeugende Konzepte für die Zukunft vorzustellen.
Wir benötigen klare Aussagen und Planungssicherheit für die Zukunft.
Sollten Sie keine Lust oder Interesse haben sich in dieser Angelegenheit einzubringen, sollten Sie sich überlegen, ob Sie Ihr Mandat nicht besser zurückgeben.
Rückmeldungen werden von den beiden Unterzeichnern gern entgegengenommen und gesammelt. Wir sind für offene Gespräche und möchten als betroffene Insel bei Ihrer nächsten Probeabstimmung gern mit einer Delegation dabei sein.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Oberdick                                                     Alexander Mursch

 

Ende des Briefes.

Leerstandsmelder.de zeigt ungenutzten Wohnraum

Die Hamburger Politik forciert gegenwärtig massiv den Wohnungsbau. Historische Siedlungen und schützenswerte Wohnensembles sind in einigen Fällen von Verdichtungsplänen betroffen. Anwohner-Initiativen wehren sich vehement gegen eine unreflektierte Bebauung und Verdichtung ihrer Stadtteile. Weniger bekannt ist, dass in Hamburg und vielen anderen Großstädten der Bundesrepublik eine große Zahl Wohnungen und Büros mittel- und langfristig leer stehen. Die Website www.leerstandsmelder.de hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf dieses ungenutzte Potential über bundesweite Online-Karten aufmerksam zu machen. Jeder Anwohner oder Beobachter eines Leerstandes kann, nach Registrierung auf der Website, einen Eintrag vornehmen.
Hier geht es zur Hamburg-Karte auf leerstandsmelder.de.