Brief der „Insel-Bewohner“ an die Vertreter/-innen der Gartenstadt Hamburg eG

Die Bewohner der Fläche zwischen Berner Heerweg und Meiendorfer Stieg („Insel“), die vom Denkmalschutz ausgenommen worden ist, haben einen Brief an alle Vertreter/-innen der Genossenschaft geschrieben.

Die Veröffentlichung hier erfolgt mit freundlicher Genehmigung.

Hamburg, den 14.5.2013

Hallo / Liebe Vertreterinnen und Vertreter,

wir, die Bewohner des Siedlungsstücks zwischen Berner Heerweg und Meiendorfer Stieg, möchten Sie mit diesem Brief über den aktuellen Stand der Dinge und unsere Besorgnis bezüglich der weiteren Entwicklung im o.g. Siedlungsteil informieren.
Seit 1978 steht die gesamte Siedlung‑Berne unter Milieuschutz, seit 2007 ist sie erkanntes Denkmal und seit Anfang Mai 2013 zum Teil (94%) unter Denkmalschutz.
Um die restlichen 6% (37 von 540 Wohneinheiten), zwischen Berner Heerweg und Meiendorfer Stieg, geht es hier.

Begonnen hat alles mit dem Haus Berner Heerweg 476, welches nach dem Auszug der Bewohnerin vor ca. 4 Jahren leer stand und danach auf seinen Bauzustand untersucht wurde.
Die Untersuchungen durch Studenten der HCU und Anderen ergaben nach langer Zeit, laut Vorstand, dass eine Instandsetzung des Hauses nicht wirtschaftlich erscheint, uns wurden noch keine Untersuchungsergebnisse präsentiert. Diese Situation ist für uns schwierig und nicht nachvollziehbar.

Seitdem steht das Haus leer und es gab bereits auf der letzten Vertreterversammlung einen Antrag auf Zustimmung zu der Option Abriss.
Dabei ist die Berner Siedlung seit 100 Jahren ein Erfolgsmodell und erwirtschaftet ca. 1 Mio Gewinn im Jahr.
So konnte uns der Vorstand der Gartenstadt auch zu keinem Zeitpunkt glaubhaft darlegen, dass die Ausnahme unseres Teiles der Siedlung vom Denkmalschutz zur Erschaffung einer von ihnen betitelten „Entwitcklungsfläche“ notwendig ist.

In den Medien wurde hierüber bereits mehrfach, bis in die Bürgerschaft berichtet.
Auf der letzten Vertreterversammlung wurde uns Allen versichert, es beträfe nur das Haus am Berner Heerweg 476.
Seitdem gibt es weitere 3 leer stehende Haushälften und weitere werden in Kürze folgen.
Eine Neuvermietung der leer stehenden Häuser wird von Seiten der Gartenstadt nicht stattfinden.

Eine Weitergabe unserer Häuser an die Erben zu Lebzeiten soll ausgeschlossen werden. Damit werden wir deutlich schlechter gestellt als andere Genossen.
Im Laufe der Zeit werden immer mehr Häuser leer stehen und der Druck auf die verbliebenen Bewohner, somit auch uns, ebenfalls die Häuser zu verlassen, wird durch den Leerstand, die Vereinsamung und den Zustand des Areals immer größer.

Es deutet nichts darauf hin, dass unsere Häuser sich in einem schlechteren Bauzustand befinden, als der Rest der Siedlung. Mit diesem Argument jedoch (schlechter Bauzustand) hat der Vorstand, die nicht unter Schutzstellung dieses Teiles der Siedlung, erwirkt. / Siehe Abendblattartikel vom 11.04.2013

Darum stellt sich die Frage, warum wird dieses Teilstück der Siedlung, unabhängig vom Denkmalschutz, nicht wie der Rest der Siedlung behandelt, wie es bis einige Jahre vor der Unterschutzstellung üblich war?
Bis Ende 2013 sollen alle Häuser (der 6%) per Gutachten auf ihre Bausubstanz überprüft werden. Ende 2014 könnte eine Entscheidung über die weitere Entwicklung getroffen werden: Welche Optionen es zu dieser Entscheidung gibt, ist von der Gartenstadt bis jetzt nicht zu erfahren.
Unsere Befürchtung ist, dass ein Leerstand herbeigeführt werden soll, der in einigen Jahren eine Neubebauung auf dieser dann so genannten „Entwicklungsfläche“ ermöglichen wird.

Diesen Brief richten wir an Sie, da normalerweise wichtige Entscheidungen nur mit Zustimmung der Vertreterversammlung getroffen werden können. In die entscheidende Weichenstellung (6% und 94%) ist die Vertreterversammlung aber nicht mit einbezogen worden. Diese Weichenstellung ist für die gesamte Genossenschaft jedoch von bedeutender Tragweite für die Zukunft,
Die Vertreterversammlung ist das höchste Gremium. Deshalb möchten wir mit Ihnen ins Gespräch kommen. Wir wünschen uns genossenschaftliche Solidarität

und verbleiben mit freundlichen Grüßen.

Die Bewohner zwischen Meiendorfer Stieg und Berner Heerweg

Vorschlag der Initiative: Erweiterte Selbstverwaltung mit Beiräten in der Gartenstadt Hamburg

Die Initiative Siedlung Berne hat einen Vorschlag erarbeitet, um den innergenossenschaftlichen Dialog zu beleben. Er basiert auf der Einrichtung eines Beirates als erweiterte Selbstverwaltung der Genossenschaft.

Weiter unten finden Sie ein Schaubild und die Erläuterungen dazu.

Vorbild war die Organisation der Beiräte in den Genossenschaften „Freie Scholle“ Berlin und Bielefeld. Da diese Genossenschaften mehr Mitglieder haben als wir, haben wir uns bemüht, die Anzahl der Gremien der erweiterten Selbstverwaltung unseren Bedürfnissen und unserer Mitgliederzahl anzupassen.

Wir halten die Einrichtung eines Beirates für ein gutes Instrument, um den Dialog der Mitglieder wieder zu beleben, die Kontakte zu den Gremien der gesetzlichen Selbstverwaltung zu verbessern und die Identifikation der Mitglieder mit der Genossenschaft zu stärken.

Abb. Schaubild Beirat

Grafik Beirat

„Der Beirat ist ein Instrument der erweiterten Mitbestimmung in Genossenschaften. Wie der Name schon sagt, besteht seine Tätigkeit vor allem in beratender Funktion…“

Bitte hier weiterlesen:
Erläuterungen zum Entwurf für eine erweiterte Selbstverwaltung mit Beiräten in der Gartenstadt Hamburg (PDF)

Brief der Kultursenatorin Frau Professor Kisseler an die Initiative Siedlung Berne

Die Initiative hat nach dem Artikel vom 10.4. im Hamburger Abendblatt Post von der Kultursenatorin Frau Professor Kisseler erhalten. Lest selbst:

An die Initiative Siedlung Berne
10.4.2013

Sehr geehrte Damen und Herren,

über lhr Engagement zum Erhalt der Qualitäten der Siedlung freue ich mich sehr, denn ohne eine breite Unterstützung von Seiten der Denkmalnutzer und -eigentümer wäre eine
nachhaltige Denkmalpflege nicht möglich.
Seitdem in der Woche vor Ostern nun die Hamburgische Bürgerschaft die Novellierung des Denkmalschutzgesetzes zum 1.5.2013 beschlossen hat, werden die bisherigen ,,erkannten“ Denkmale den vollständigen Schutz als eingetragene Denkmale genießen. Auch die Gartenstadt Berne gehört dazu. Bis auf einen kleinen Teilwird die gesamte Siedlung künftig unter Denkmalschutz stehen.
Für die sogenannte ,,lnsel“, östlich des Berner Heerwegs, konnte der Vorstand der Gartenstadt Hamburg e.G. glaubhaft darlegen, dass ein dauerhafter Erhalt der Häuser unter Berücksichtigung ihres baulichen Zustands und der großen Grundstücke nicht zumutbar ist. Mit der Genossenschaft soll eine Vereinbarung getroffen werden, die diesen Bereich von der Unterschutzstellung ausnimmt.
Ebenso soll die Überarbeitung der baulichen Richtlinie der Genossenschaft vereinbart werden. lch würde mich sehr freuen, wenn Sie als engagierte Nutzer sich aktiv in den weiteren Prozess zur Zukunft der Gartenstadt Berne einbringen.
Insgesamt bin ich zuversichtlich, dass es im Zusammenspiel zwischen der Genossenschaft, lhrem Engagement und dem Denkmalschutzamt mit dem neuen Denkmalschutzgesetz gelingen wird, die Gartenstadt Berne als wichtiges bauliches Zeugnis für die Hamburger Bau und Sozialgeschichte mit all ihren Qualitäten für die kommenden Generationen zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen
Barbara Kisseler

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